• RODNEY GRAHAM, MUSIC AND NOISE – by NY Arts

    Date posted: April 28, 2006 Author: jolanta

    Der kanadische K�nstler Rodney Graham (1949, lebt und arbeitet in Vancouver).

    RODNEY GRAHAM, MUSIC AND NOISE

    by NY Arts

    Der kanadische K�nstler Rodney Graham (1949, lebt und arbeitet in Vancouver)

    stellt sich in seiner ersten Einzelausstellung in der Schweiz mit neuesten

    und dazu gruppierten �lteren Arbeit-en vor. Die Arbeiten der Ausstellung

    kreisen um Klassische- und Pop-Musik und extreme Sounds und stellen die

    Erfahrungen, die das Subjekt mit diesen Erscheinungen als Systeme unseres

    Alltags, unserer Kultur machen elegant und humorvoll ins Zentrum seiner

    k�nstlerischen Trans-formationen. Rodney Grahams Werke, die h�ufig ausgehend

    von unbekannten Details neue Blicke auf Bekanntes unserer Kultur werfen und

    ihm damit �berraschende Aspekte und Momente abringen, waren an zahlreichen

    internationalen Ausstellungen vertreten, wie z.B. Skulpturpro-jekte M�nster,

    1987, documenta IX, 1992, Kassel. Grosse Einzelausstellungen richteten ihm

    die Kunsthalle Wien und das DIA Center for Contemporary Art in New York aus.

    Einem gr�sseren Publikum bekannt ist der K�nstler seit seiner Arbeit

    "Vexation Island" f�r den Kanadischen Pavil-lion auf der Biennale di

    Venezia, 1997. Zur Zeit ist eine Retrospektive seiner Arbeiten, die die in

    Z�rich gezeigten Arbeiten nicht umfasst, in der Whitechapel Gallery, London,

    zu sehen.

    Rodney Graham (1949, lebt und arbeitet in Vancouver) stellt am

    Er�ffnungsabend sein neues, nun vierten Musikalbum »Music for the Very Old«

    in einem Konzert als S�nger und Gitarrist vor. Acht Konzerte werden w�hrend

    der Ausstellungszeit mit seinen »Parsifal«- Kompositionen aufgef�hrt… Ist

    Rodney Graham Musiker und Komponist? Oder gef�llt sich der K�nstler im

    Aneignungsspiel des aktuellen Crossover?

    Tats�chlich bewegt sich Rodney Graham mit frappierender Sicherheit zwischen

    vielen k�nstlerischen und auch wissenschaftlichen Themengebieten. In der

    Diskussion um die Vermischung der k�nstlerischen Gat-tungen und um die in

    der Kunst vermehrt realisierte Ann�herung zur Popkultur nimmt Rodney Graham

    eine besondere Stellung ein: Er betont nicht das Differente der Kunstformen,

    die er �berlagert, sondern agiert als unabl�ssig �bender Generalist, der die

    unterschiedlichen Ausdrucksformen der K�nste als un-trennbar betrachtet.

    Parallele Systeme und Formen behandelt er als kreatives Potential f�r seine

    heteroge-nen Werke und modifiziert sie f�r die ganze Breite seiner

    k�nstlerischen Umsetzungen in Installation, Foto-grafie, Film, Video,

    Literatur und Musik. Inhaltlich besch�ftigt sich der K�nstler mit

    philosophischen, historischen, literarischen und naturwissenschaftlichen

    Kenntnisgebieten, wobei er sowohl an den spezifi-schen Qualit�ten, wie an

    den Paradoxien, dem Ungesehenen, Unheimlichen und Unbewussten interessiert

    ist. Dabei greift er oft das Randst�ndige eines bekannten Ereignisses oder

    einer bekannten Errungenschaft heraus, um �ber nebens�chliche Aspekte neue

    Zugangsweisen zum Gegenstand zu beschreiten. Seine k�nstlerische

    Vorgehensweise erinnert dabei an das lustvolle Demontieren im Dienste des

    Kenntnis-gewinns, mit dem Kinder die Geheimnisse eines Spielzeuges oder

    Gegenstandes zu ergr�nden versuchen.

    »Parsifal« (1882 ca. 17 Uhr bis 38 969 364 735 ca. 19.30 Uhr), 1990, etwa

    geht von einer Begebenheit w�hrend der ersten Auff�hrung der Oper 1882 in

    Bayreuth aus. F�r die Ver�nderung des B�hnenbildes, die Parsifal auf dem Weg

    zum Gral begleitet, brauchte es 4 Minuten mehr Musik. Wagner weigerte sich

    diese zu schreiben und so erg�nzte sein damaliger Assistent, der Komponist

    Engelbert Humperdinck, aus dem bestehenden Musikmaterial einige Takte, die

    dem Orchester einen Loop zur�ck in die Partitur f�r die Dauer des

    B�hnenbildwechsels erm�glichte. Mit diesen Takten entwickelte Graham ein

    System, das eine Komposition generiert, die zwar nach einer pr�zisen Zeit

    endet, aber nach menschlichem Ermessen nie erfahrbar sein wird. Er trennte

    die einzelnen Stimmen und Pausen. Jede Stimme wiederholt sich (wird

    geloopt), aber da die Sequenzen von 4 Sekunden bis 4 Minuten reichen,

    entstehen unendliche Kombina-tionsm�glichkeiten. Nach 39 Milliarden Jahren

    treffen alle Stimmen wieder zusammen. Wichtig, erstaunlich und das

    klassische Musik-System variierend ist, dass Graham die Praxis der

    Musikinterpretation von Kom-positionen durcheinanderwirbelt, einen kleinen

    Seitenhieb auf die kosmische Dimension des Zeitlichen austeilt und eine

    Musik komponiert, die spezifisch, individuell und nicht wiederholbar in

    unserem vorstell-baren Zeithorizont ist. Neben diesen erstaunlichen

    Variationen zur Theorie und Praxis der klassischen Musik beinhaltet Grahams

    »Parsifal« weitere zentrale Elemente der Arbeit des K�nstlers, wie z.B. die

    Position und Rolle des Subjektes angesichts der Systeme, die unsere Kultur

    in der Moderne entwickelt hat; die Wandlung und die Wiederholung des

    Gleichen in der Auffassung der Postmoderne und die kleinen Variationen, die

    uns die Geheimnisse der Systeme erm�glichen k�nnen.

    Das Verh�ltnis von Unbewusstem und Bewusstem spielt deshalb in den Arbeiten

    des K�nstlers immer wieder eine grosse Rolle. Seine Arbeiten zu Sigmund

    Freud sprechen davon, aber auch Arbeiten, die sich mit den Mitteln und

    Methoden zu ver�nderten Bewusstseinszust�nden besch�ftigen: Wie »Halcion

    Sleep«, 1994, eine Filmarbeit, in der er sich benommen von Schlafmittel auf

    dem R�cksitz eines Wagens fahren l�sst oder aber die in Z�rich pr�senten

    Arbeiten »Softcore«, 1999, und »Phonokinetoscope«, 2001.

    Sie reflektieren unsere Subjektkonstruktionen und ihre Br�chigkeit. Und sie

    reflektieren die ‘Performance’ des Individuums in der Realit�t. Ein Thema,

    das Rodney Graham in seiner Arbeit immer wieder aufgreift und auch

    praktiziert: Als Musiker, als Darsteller in seinen Filmen, in denen er in

    die Rolle klischee-besetzter Bilder aus der Film-, Wissenschafts- und

    Musikgeschichte schl�pft und als Provokateur des Performativen im Einbezug

    des Publikums. Rodney Grahams Auseinandersetzung mit der Popmusik entstand

    aus seiner Faszination f�r popul�re Ph�nomene: der Star, der perfekte

    Cover-Song.

    »Softcore« greift gleich mehrere dieser Ph�nomene und Geschichten auf:

    Michelangelo Antonioni lud verschiedene Musiker nach Rom ein, um den

    Soundtrack f�r »Zabriskie Point« von 1970 einzuspielen. Obwohl Pink Floyd

    f�r die Tonspur des Filmes zeichnen, sind andere Stars ebenfalls vertreten.

    Jerry Garcia etwa, der Gitarrist und S�nger von Grateful Dead, der von

    Antonioni um Musik gebeten wurde f�r die Liebesszene, die mit den immer mehr

    werdenden nackten Paaren in der W�ste eine Art Fantasie der sexuellen

    Revolution darstellt. Garcia schlug vor live vor dem Rohschnitt der Szene zu

    improvisieren. »Softcore« ist Grahams Wiederholung dieses Live – Events:

    Zuerst als Performance aufgef�hrt, f�hrt Graham in »Softcore« Garcias

    Improvisationen als Musiker wieder auf.

    »Phonokinetoscope« bringt Wissenschaft, Film und Musik in einer Art

    anachronistischem Videoclip zusammen und thematisiert psychedelische Momente

    der Popmusik. Gleichzeitig spannt sie einen Bogen zu anderen Arbeiten des

    K�nstlers, die mit der Erscheinung von Bildern und der Beziehung des

    Subjektes zum Bild, initiiert durch das Licht der Maschine, operieren. In

    der Ausstellung werden diese in der ebenfalls gezeigten Arbeit »Two

    Generators«, 1984, zentral. »Phonokinetoscope« besteht aus einer

    Schallplatte und einem 16mm Film, der durch den Plattenspieler in Gang

    gesetzt wird. Das Bild des hippen Plattenspielers der DJ-Kultur �berlagert

    sich mit der Erinnerung an gleich zwei Anekdoten aus der Wissenschaft: Ein

    fr�hes Experiment von Edison zum Zusammenspiel von Musik und Ton und die

    viel-zitierte Fahrradfahrt von Dr. Albert Hoffmann, dem Erfinder des LSD,

    der 1943 nach einem Selbstversuch �ber die Rheinbr�cke fuhr. Der Soundtrack

    der Arbeit wurde von Graham komponiert, gespielt und gesung-en und bezieht

    sich u. a. auf Syd Barretts Song »Bike«, der mit einem psychedelischen

    Soundexzess endet. Graham nimmt vor einer Rekonstruktion des Rousseauschen

    Grabes im Berliner Tiergarten LSD und f�hrt vorw�rts und r�ckw�rts radelnd

    durch den Park. Eine eingeklemmte Karte, die Herzdame seiner Popsongs, ist

    zwischen die Speichen des Fahrrades geklemmt und parallelisiert das Flickern

    des Filmmaterials – ein leichter, humorvoller Loop durch die Zeit, mit der

    Musik und in der �berwindung des kulturellen Ready-Made des Subjekts.

    Weitere Daten zur Ausstellung:

    Konzerte: Rodney Graham: 8 Studien komponiert mit dem System von Parsifal

    Koordinator: Hans-Peter Frehner / Fl�ten: Hans-Peter Frehner / Oboe:

    Matthias Arter / Saxophon: Raphael Camenisch / Tuba: Leo Bachmann / Viola:

    Daniel Hess / Cello: Andreas Fuchs

    Mittwoch, 13. November und Mittwoch, 20. November 2002, je 17.40 – 18.00 Uhr

    Mittwoch, 27. November 2002 und Mittwoch, 04. Dezember 2002, je 13.30 –

    13.50 Uhr

    Mittwoch, 11. Dezember 2002 und Mittwoch, 18. Dezember 2002, je 17.40 –

    18.00 Uhr

    Dienstag, 24. Dezember 2002 und Donnerstag, 09. Januar 2003, je 13.30 –

    13.50 Uhr

    Vortrag: 11. Dezember, 18.15 Uhr, Ulrike Groos, K�nstlerische Leiterin,

    Kunsthalle D�sseldorf

    �ffentliche F�hrungen mit Medea Hoch, jeweils 18 Uhr, 20.11. / 4.12. /

    18.12.

    �ffnungszeiten: Dienstag – Freitag 12 – 18 Uhr, Samstag/Sonntag 11 – 17 Uhr

    24.12. und 2.1.2003 11 – 17 Uhr. Feiertage geschlossen: 25.12. / 26.12. /

    31.12. / 1.1.2003

    KUNSTHALLE Z�RICH, 9. NOVEMBER 2002 BIS 12. JANUAR 2003

    ER�FFNUNG, FREITAG, 8. NOVEMBER, AB 18 UHR

    KONZERT RODNEY GRAHAM, 8. NOVEMBER, 20 UHR

    PRESSEVORBESICHTIGUNG, FREITAG, 8. NOVEMBER, 11.30 UHR

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