No Comics & Multiple Choice Ausstellungim Berliner Kunsprojekt
Armin Bergmeier
Keine Comics sind die Arbeiten der 22 Künstler,
die der Kurator Volker Schlecht im großen Raum der Berliner Galerie zusammengetragen
hat. Unter ihnen etablierte Künstler wie Matthaeus Müller und Bert
Gottschalk. Young unplugged drawings sind das – Zeichnungen, die ohne Hilfe
eines Computers entstanden sind.
Mittendrin hängt eine Sequenz von 15 schwarz/weiß
Aquarellen. Auf einem kleinen weißen Schild daneben steht: „Jin-A
Ryou/ Ohnmacht.“ Die koreanische Künstlerin Jin-A Ryou hat Personen
abgebildet, deren Ohnmacht man an der Mimik, Gestik oder manchmal nur in den
Augen erkennen kann. Es stimmt den Betrachter traurig die Hilflosigkeit dieser
Personen zu sehen und zu sehen, wie die Farbe an ihnen wie Tränen die Leinwand
hinabläuft, ohne dass sie etwas dagegen unternehmen können.
Vor dem nächsten Raum steht ein Karren,
dann betritt man einen Tunnel mit Helmen, Lampen, Rettungsringen etc. etc. die
zum Überleben dienen. Außerhalb des Tunnels steht ein Schreibtisch
mit Seismograph und eine Trage, von
der man nicht weiß, ob unter ihrem geschlossenen Reißverschluss eine
Leiche liegt, oder ob die Trage noch frei ist. „Autarkia“ heißt
diese unüberschaubareAnsammlung an
Survival-Ausrüstungen, die die Künstler Nick Neulant und Thomas Stüssy
zusammengetragen haben.
Es folgt ein Raum mit einer großen Photographie
von Ulrike Mohr: „750 Kiefern in militärischer Anordnung.“ Es
handelt sich um ein altes Militärgelände, auf dem ehemals die Kiefern
wild wucherten und jetzt von der Künstlerin in eine militärische Ordnung
gebracht wurden.
Selbe Galerie. Anderer Raum. Ein Bett.
— Ein Bett steht für Geborgenheit, Ruhe und Erholung. Hier haben wir
so eines mit einem silbernen Überwurf. Plötzlich bemerkt man, die sich
schleichend bewegenden spitzen Zacken, die durch den Überwurf stechen und
man fragt sich, auf wen sie wohl lauern mögen. Eine Arbeit von Roland Fuhrmann:
System Pöhler / Traum – mobiles Bild.
Es geht weiter mit anderen Arbeiten des selben Künstlers: Lovebombs.
Eine Reihe von 14 Zeitzündern, die, wenn man sie aufzieht, anfangen zu ticken
und ein Satz erscheint in Orange: Es sind 14 Sätze,
aus Streitgesprächen von Paaren: Whoses hair is this? oder What do you mean
by that? oder Don’t touch me. Es sind Zeitbomben, die eine Weile ticken.
Dann verschwindet der Satz und „Over“ wird angezeigt.
„Sprachlos“ sind zwei Kästen mit
einer Kurbel, die beim Drehen ein sirenenähnliches Geräusch macht.
„Bitte Kurbel der Induktionsbilder gleichmäßig nach rechts drehen“
steht auf einem Schild. Und voilà, es erscheinen Bilder eines leeren Luftschutzkellers.
Einmal der Satz „Nicht sprechen!“ das andere Mal „Ruhig sitzen
bleiben“ sind an den Kellerwänden zu lesen.
Die letzte Arbeit Fuhrmanns heißt Memento
Mo(to)ri. Hinter Glas hängt eine Sanduhr, die durch einen Laser kontrolliert
wird und sich automatisch umdreht, wenn der Sand durchgelaufen ist. Die Sanduhr
ist Symbol unserer Endlichkeit, die mittels der Technik künstlich verlängert
wird. „Das Vergänglichkeitssymbol Sanduhr wird hier zum ironischen
Symbol menschlicher Sehnsucht nach ewigem Leben – “memento motori”
statt “memento mori” (Roland Fuhrmann)
Straßengeräusche dringen aus
dem letzten Raum, in dem sich Mona Babls „Landschaften im Blick“ befinden.
Die Arbeiten umkreisen das Thema Auto und Landschaft: aus Autos geschossene Landschaftsaufnahmen,
Landschaftsphotos mit Autos, ein Film über Autos in der Stadt und Landschaften,
die wie Autos heißen. Aber nicht die Autos werden hier dem Betrachter nahe
gebracht, sondern die Landschaften stehen im Zentrum der Aufmerksamkeit. Zurück
zur Natur.