• Cornelia Schleime – „Von Angesicht zu Angesicht“ – Lisa Schreiber

    Date posted: June 19, 2006 Author: jolanta

    Cornelia Schleime – „Von Angesicht zu Angesicht“

    Lisa Schreiber

     
     
     

    Cornelia Schleime, Kleiner Tiroler, 2001. Mischtechnik, 200x160cm

    Cornelia Schleime, Kleiner Tiroler, 2001. Mischtechnik, 200x160cm
      
     
     
     
     
    style=’font-size:8.0pt;font-family:Verdana’>„Ich neige zum Extremen, mir f�llt
    es schwer die Mitte zu finden“, ist die Aussage der Ost-Berliner K�nstlerin
    Cornelia Schleime, die seit dem 16.11.03 im Museum Junge Kunst in Frankfurt
    Oder einen umfangreichen Auszug aus ihren Arbeiten der letzten Jahre zeigt.
    Ihre Neigung zum Extremen wird dabei bereits in der Auswahl der Kunstwerke
    deutlich: neben ihren �berlebensgro�en Portraits werden kleine Malereien
    gezeigt, die alle den Gegenstand Mensch und Identit�t in der Ausstellung von
    Angesicht zu Angesicht thematisieren.

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    style=’font-size:8.0pt;font-family:Verdana’>Die Werke von Cornelia Schleime,
    geboren 1953 in Ostberlin, zeugen von einer Spannung zwischen Individualit�t
    und �u�eren Schranken. Diese erfuhr sie selber durch ihre streng katholische
    Erziehung und deren gleichzeitiger Verleugnung im Alltag des Sozialismus. Als
    sie bereits als K�nstlerin arbeitet, wird sie erneut mit den Einschr�nkungen
    des DDR-Regimes konfrontiert: ihre Kunst wird nicht nur als nicht
    konformistisch bezeichnet, sondern dar�ber hinaus ein Ausstellungsverbot �ber
    ihre Kunst verh�ngt. Das veranla�t sie 1984 dazu Ostberlin zu verlassen und in
    den Westen �berzusiedeln.

     

    Ihre
    acht Nonnenportraits, welche die Ausstellung dominieren, sind unter der Pr�gung
    ihres streng katholischen Elternhauses entstanden. Die Bilder folgen dabei dem
    Prinzip der Montage: sie konfrontiert extrem sinnliche, erotische und
    individuelle Gesichter mit der feierlichen, steifen Nonnentracht. Die dadurch
    entstandene Ironie ist jedoch nicht beabsichtigt. Vielmehr entsteht diese
    unfreiwillig, indem sie frei mit dem Material umgeht. Dem �blichen weltlichen
    Bild der Nonne, setzt sie ihr eigenes Bild, der autonomen, erotischen und
    lebenslustigen Nonne entgegen, welche auf den Augenblick der versprochenen
    g�ttlichen Vereinigung wartet. So setzt Frau Schleime hinter der steifen
    Nonnentracht, leidenschaftliche, erotische und sinnliche Individualit�ten frei,
    die der strengen Maskerade entfliehen zu scheinen.

     

    Gemalt
    sind die Bilder mit Arcyl und Asphaltlack, der dem schwarzen Ornat etwas
    Best�ndiges, Strenges und Geschlossenes verleiht und gleichzeitig mit den
    wei�en Gesichtern Spannung erzeugt. Eine Spannung zwischen Individualit�t und
    �u�eren Schranken. Ihre Arbeitsweise bezeichnet Frau Schleime dabei als einen
    unvorhersehbaren Prozess. So auch bei den Portraits von selbstbewu�ten,
    weltlichen Frauen, bei der sie neben Aryllack Schellack verwendet. Der
    Schellack wird dabei auf das fertige Bild gespr�ngt und beginnt einen
    unvorhersehbaren Zersetzungsprozess. Dadurch entsteht eine Dissonanz zwischen
    ausgepr�gter Sch�nheit und fast krankhafter Erscheinung. So will keines ihrer
    Werke einer Norm entsprechen. Im Gegensatz steckt „in jedem meiner Bilder ein
    Stachel“, meint die K�nstlerin.

     

    W�hrend
    die �lmalerei ein unvorhersehbarer, aufregender Arbeitsprozess ist, stehen ihre
    kleineren Zeichnungen und Malereien eher f�r einen R�ckzug ins Detail, Ruhe und
    Lebensferne. Allein der Malprozess ist deutlich ruhiger, konzentrierter und
    weniger aufwendig. Gezeigt werden Portraits junger M�dchen, deren kleinen K�pfe
    in der Mitte des Bildes fast verloren gehen, w�hrend die Dynamik der langen
    Z�pfe in scheinbar schwingenden Bewegungen das Bild ausf�llen. Neben den
    kleinen Portraits werden traumhaft, abstrakte Wesen gezeigt. Im Gegensatz zu
    den bereits beschriebenen Portraits wird bei diesen menschenartigen Gestalten
    mit intensiver Farbe gespart und statt dessen Pastellt�ne verwendet, welche den
    verschwommen gemalten Gestalten einen traumhaften und  lebensfernen Charakter verleihen. Die K�nstlerin verzichtet
    hier ebenso auf einen vollst�ndig ausgemalten Hintergrund. Im Vordergrund
    scheint hier ein Traumbild des Menschen zu stehen, welches bewu�t von der
    Realit�t abgegrenzt wird. Diese Bilder zeugen erneut von den extrem
    unterschiedlichen Einstellungen der K�nstlerin: so steckt in ihr einerseits das
    Temperament zur Lebensbejahung und Selbstbehauptung, zur Konfrontation und
    Provokation. Andererseits aber auch der Wunsch zum R�ckzug in die Ruhe,
    Lebensferne, vielleicht in die Kindheit oder in einen Traum.

     

    Auffallend
    ist, dass im Frankfurter Junge Kunst Museum fast nur Frauenportraits der
    K�nstlerin Cornelia Schleime gezeigt werden. Frau Schleime tendiert zwar zu
    einer Abbildung der Weiblichkeit, betont aber das sie m�nnliche Darstellungen
    nicht ablehnt und gleichzeitig nicht auf eine feministische Position abzielt.
    Im Gegenteil meint sie, dass ihre Bilder „keine feministische Position ben�tigen“
    und keinem typischen Rollenbild folgen wollen. Sie sind erotisch, sch�n und
    weiblich, k�nnen streng, revolution�r und unterw�rfig sein. Die Charaktere
    ihrer Portraits bilden eine breite Facette ab, wollen keinem Bild folgen, au�er
    dem, sie selber sein zu wollen. So bleibt ihnen trotz ihrer Unterschiedlichkeit
    immer eins gemeinsam: der Wunsch zur eigenen Selbstbehauptung und die Lust am
    Leben.

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