Gail Boyajian
by Eduardo Costa
Terje Finnsen w�nscht sich den „Betrachter im Bild", zumindest in seinen neuen Waldstudien. Dunkle Tannen und helle Horizonte, die Tiefe der norwegischen W�lder meinen wir vor uns, doch ist das Gr�n ein wenig zu gr�n. Seine abstrakten, meist monochromen Leinw�nde dagegen erz�hlen keine Geschichten, die Farbfl�chen wirken hermetisch, die Bildoberfl�chen scheinen versiegelt. Hier l�sst er den Rezipienten im Unklaren, ob die Bilder abstrakt oder ungegenst�ndlich sind. Die kleinen Bildformate erfordern eine nahe Betrachtung, eine genaue Untersuchung der delikaten Bildoberfl�chen.
Innerhalb seines abstrakten Bildwerks entstehen keine Vorskizzen, die Bildkomposition entwickelt er direkt mit �lfarbe auf der Leinwand, teils mit dem Pinsel oder einem Spachtel, auch mit den Fingern oder T�chern. Die Malspuren bleiben stets sichtbar.
Ihn interessiert die Farbe als bildkonstituierendes Material, weiterhin formale Strukturen wie die Fl�che, Striche, Verdichtungen, �berlagerungen. Ziel sei eine metaphysische Wirkung. Finnsen versteht — innerhalb seines ungegenst�ndlichen Werkes – Malerei als reine Malerei, jenseits konkreter Darstellung, auch jenseits einer traditionellen Farbsymbolik. Fr�her, in seiner Studienzeit, arbeitete er gegenst�ndlich. Portr�ts, Landschaften und undefinierbare Objekte tauchen auf seinen Leinw�nden auf, inzwischen konzentriert er sein Schaffen auf systematisierte, gleichzeitig jedoch freie Bildserien: Klumpen- und Fleckenbilder, farbig monochrome Entw�rfe und Landschaften in jeweils identischen Formaten. Keine Bildserie ist abgeschlossen, die Einzelbilder der unterschiedlichen Sequenzen entstehen teilweise parallel.
Die sp�ter hinzugef�gten Bildtitel sind meist rein deskriptiv, die eigentlich unbetitelten, monochromen Arbeiten benennt er — in Klammern gesetzt —zus�tzlich mit den Farbwerten; gelegentlich hei�en seine Bilder auch „Wintersturm" oder „Gr�ne Safari", hier werden die Assoziationen und Imaginationen der Bildbetrachter ausnahmsweise gelenkt.
Die Farbwerte seiner abstrakten Schichtungen und Verklumpungen akzeptiert der norwegische Maler erst, wenn eine Uneindeutigkeit erreicht ist, wenn die Farben nicht genau zu bestimmen sind. Es geht ihm allein um die physische Pr�senz der Farbe, unabh�ngig vom perspektivischen Farbraum.
Terje Finnsen selbst nennt keine k�nstlerischen Vorbilder, der Betrachter seiner Bilder denkt m�glicherweise an Gerhard Richter, Robert Rauschenberg oder Robert Ryman; doch das noch junge Werk von Finnsen l�sst sich nicht eindeutig in eine Traditionslinie setzen. Sein Professor Franz Erhard Walter bei dem er zwischen 1998 und 2002 in Hamburg studierte, brachte ihm Entscheidungskriterien f�r gute und schlechte Kunst bei, wie Finnsen konstatiert, sowie kunsttheoretische Grundlagen. So sind seine monochromen, teilweise pastosen und stofflichen Schichtungen, mit �lfarbe auf Leinwand ausgef�hrt, m�glicherweise auch eine unbewusste Hommage an den bedeutenden Lehrer.
Finnsens zeitlose Bilder definieren nicht-pr�zise Ausschnitte aus einem Gesamtgeschehen, die Formate k�nnten durchaus etwas h�her oder niedriger, breiter oder schmaler ausfallen, ohne dass ihre subtile Wirkung verloren ginge. Gleichzeitig wirken sie in ihrer Setzung abgeschlossen, weisen nicht �ber den Bildrand hinaus wie manche all over-Gem�lde des abstrakten Zu Tableaus angeordnet werden aus den Einzelbildern Wandinstallationen. Finnsen beschreitet einen eigenst�ndigen Weg zwischen Darstellung und Abstraktion. W�hrend des meist schnellen Malprozesses ist er Produzent und Rezipient zugleich, es entstehen komprimierte, haptische Bilder mit bewusst gesetzten malerischen Gesten in gedeckten Mischfarben, ob es sich um eine taubenblaue Farbschicht oder eine schmutziggr�ne Waldlichtung handelt.